japanische Teezeremonie

„Er hat Tee in sich.“

Japanischer Spruch über jemanden, der es
in Kenntnis und Einsicht weit gebracht hat.

 

„Konzentration auf das Wesentliche, Erkenntnis des Wesentlichen, gemeinsame Wahrnehmung des Wesentlichen – diese Dreiheit war und ist in der japanischen Teekultur gegenwärtig. Das heißt auch Fähigkeit zur inneren Sammlung, damit zur geistigen Durchdringung und zu eindringlichem Gespräch. “ (ADRIAN 1989, S.60)

Die Form der heutigen Teezeremonie hat der Zen-Priester Murata Shukô bereits im späten 15. Jahrhundert vorgeprägt.
„Die Bereitung des Tees während einer Teegesellschaft erscheint dem Europäer wie eine stark ritualisierte Zeremonie, was aber nicht dem japanischen Empfinden entspricht. Bereits die Bezeichnung cha-no-yu, wörtlich ‚Tee und heißes Wasser‘ zeigt dies: Wasser sieden lassen, Tee schlagen und ihn trinken – nicht mehr! Dennoch dauert dieses einfache ‚Wasser sieden und Tee trinken‘ mit drei Gästen etwa vier Stunden.“ (NEUBERGER 1993, S.39)

Es gibt viele Beschreibungen einer solchen Teezeremonie, deren Ablauf stark nach Jahreszeit, ausgewähltem Gerät oder besonderer Gelegenheit variiert.

Teezeremonie Japan vor 1902

Gerhardt Staufenbiel beschreibt eine japanische Teezeremonie folgendermaßen:
„Nachdem sich die Gäste versammelt haben, fordert sie der Gastgeber auf, den Teeraum zu betreten. Ein verwinkelter Pfad führt die Gäste zu einem moosbewachsenen Steinbecken mit klarem, reinem Wasser. Der frisch gesprengte Gartenweg, auf dem die Wassertropfen wie Morgentau glänzen, soll den Eindruck eines Gebirgspfades erwecken. Die Gäste lassen auf diesem Pfad die Welt des Alltags hinter sich und betreten eine eigene, in sich abgeschlossene Welt voller Frieden und Harmonie. Der letzte Staub des Alltags wird symbolisch am Wasserbecken abgewaschen und die Gäste betreten den winzigen Teeraum.
Dieser Raum ist von einer kunstvollen Einfachheit und Leere. Keine laute Farbe stört die Harmonie der einfachen Natürlichkeit, sogar die Blumen sind sparsam und zurückhaltend arrangiert. Den ruhigen Farben entspricht die Stille im Raum. Lediglich das Wasser im Kessel siedet, und das Geräusch erinnert an das sanfte Rauschen des Windes in den Pinien. Die Gäste betrachten die wenigen Geräte im Raum, die die Patina eines hohen Alters und des häufigen Gebrauchs zeigen.

Zuerst reicht der Gastgeber eine kleine, aber kunstvoll zusammengestellte Mahlzeit, kaiseki. Kaiseki wörtlich: ‚heißer Stein in der Brusttasche‘, erinnert daran, dass sich die Zen-Mönche bei der Wintermeditation zum Schutz vor der schlimmsten Kälte einen erwärmten Stein in die Brusttasche legten. So soll dieses Mahl nicht üppig sättigen, sondern eben schützen, damit man sich ganz dem Tee widmen kann. Nun erneuert der Gastgeber das Holzkohlenfeuer unter dem Wasserkessel und entlässt die Gäste zu einer Pause in den Garten. In dieser Pause ordnet er den Raum neu. Die Blumen werden durch eine Hängerolle mit Zen-Kalligraphie ersetzt und das ohnehin schon gedämpfte Licht durch Bambusrollos vor den Papierfenstern weiter verringert.

Ein Gong ruft die Gäste in den Teeraum zurück, in dem nun in äußerster Konzentration und Stille auf meditative Weise der Tee bereitet wird. Zunächst trägt der Gastgeber das Teegerät in den Raum, um es dann mit genau vorgeschriebenen Bewegungen zu reinigen. Er bereitet nun für alle Gäste zusammen eine Schale Tee, die sie nacheinander austrinken, um so ihre Zusammengehörigkeit zu zeigen.

Das Teegerät wird erneut gereinigt, und die Gäste haben Gelegenheit, die einzelnen Stücke zu betrachten, bevor alles wieder hinausgetragen wird. Eine zweite, weniger strenge Zeremonie, bei der jedem Gast einzeln, wenn auch in einer einzigen Schale, der Tee bereitet wird, schließt die Zusammenkunft ab.
Chanoyu, die Teezeremonie, kann zwar auch in jeder Wohnung abgehalten werden, doch „richtig“ wäre die Nähe zur Natur. Am besten ebenerdige Räume, die sich mit frei verschiebbaren Wänden zum Garten öffnen lassen.

Der Teeraum heißt Sukiya, ursprünglich soviel wie „Stätte der Phantasie“. Spätere Teemeister haben ein anderes Schriftzeichen benutzt. Bei ihnen bedeutet Sukya soviel wie „Stätte der Leere“ und „Stätte des Asymmetrischen“, denn bei der Einrichtung des Raumes sind die beliebig auswechselbaren symmetrischen Wiederholungen verpönt.

Heute kann man in besonderen Teeschulen in Japan die Teezeremonie erlernen. Kurse gibt es auch in den USA und Europa.
Das japanische Teehaus in Münchens Englischem Garten ist einer der Plätze, an denen man in die Teezeremonie eingeführt werden kann. Informationen bieten auch die zahlreichen deutsch-japanischen Gesellschaften.

Grüner Tee

Grüntee wird haupstächlich in China und Japan produziert. Man lässt ihn gar nicht oder nur kurz welken, ‚imprägniert‘ ihn mit Wasserdampf oder in trockener Hitze und verhindert so eine Reaktion mit dem Luftsauerstoff. Eine Fermentation findet also nicht statt. Schließlich werden die Blätter gerollt und in rotierenden Trommeln getrocknet.

Die nach dem Welken im Teeblatt vorhandenen Fermente und Enzyme werden durch die starke Erhitzung zerstört. Aus diesem Grund färben sich die Blätter nicht kupferrot wie beim schwarzen Tee, sondern bleiben grün. Die Infusion hat eine gelbgrünliche Färbung.

Durch die fehlende Fermentation verbleiben mehr Gerbstoffe und Vitamin C im grünen Tee.

Grüner Tee wird heute noch in Nordafrika und in ostasiatischen Ländern wie China und Japan bevorzugt und bildet die Grundlage der japanischen Teezeremonie.