Epochen der Teezubereitung

„Tee ist ein Kunstwerk und braucht eines Meisters Hand, um seine edelsten Eigenschaften zu offenbaren. Wir haben guten und schlechten Tee, wie wir gute und schlechte Gemälde haben – gewöhnlich schlechte. Es gibt kein einziges Rezept, den Tee vollendet zu bereiten, ebenso wie es keine Regeln gibt, einen Tizian oder Sesson zu malen.
Jede Zubereitung der Blätter hat ihre Eigenheit, ihr besonderes Verhältnis zu Wasser und Wärme, sie trägt bestimmte Erinnerungen mit sich und hat ihre eigene Art, eine Geschichte zu erzählen. Das wahrhaft Schöne muss immer darin enthalten sein. Wie sehr leiden wir doch unter dem beständigen Versagen der Gesellschaft, dieseseinfache und grundlegende Gesetz von Kunst und Leben zu erkennen.“ (Okakura Kakuzo 1922)

Der als „Teeweiser“ in die Geschichte eingegangene Japaner Kakuzo Okakura teilt die Geschichte der Teezubereitung in drei Abschnitte:

  • klassische Epoche des gekochten Tees
  • romantische Epoche des Tees
  • die naturalistische Epoche des Tees

 

 

klassische Epoche des gekochten Tees

Bis zum Jahre 850 wurden die Teeblätter in China gedämpft, im Mörser zerstoßen und mit Reis, Ingwer, Salz, Orangenschalen, Gewürzen, Milch und Zwiebeln gekocht. Das ganze wurde zu einer eigenartigen Mischung aus Sirup und Spinat. Einen ähnlichen Tee trinkt man noch heute in Tibet – er wird dort Tsampa genannt – sowie bei einigen Mongolenstämmen.

romantische Epoche

Während der Song-Dynastie (960 – 1279) wurden die unfermentierten, grünen Teeblätter zu Pulver zermahlen und mit kochendem Wasser überbrüht. Mit einem Bambuspinsel wurde anschließend das Ganze zu einer dicklichen Brühe zerschlagen.

Die Menschen der Song-Dynastie entwickelten eine riesige Begeisterung für Tee. Es fanden Turniere statt, bei denen über die Güte der Teemischungen entschieden wurde.

Kaiser Song Huizong

 

Kaiser Song Huizong regierte als achter Kaiser der Song-Dynastie von 1101-1126 und gab seine gesamten Schätze für den Kauf von edlen und seltenen Teesorten aus.

Während dieser Zeit schuf die Zen-Sekte ein vollkommenes Tee-Ritual, aus dem sich im 15. Jahrhundert die japanische Teezeremonie entwickelte.

naturalistische Epoche des Tees

Den heutigen Teegenuß verdanken wir der Ming-Dynastie (1368 – 1644). Hier wurde der aufgebrühte Tee, wie wir ihn heute kennen, bevorzugt. Ebenfalls verdrängte in den meisten Ländern der schwarze den bis dahin traditionellen grünen Tee.

Zubereitung – heute

Die Zubereitung des Tees ist heute durch die Verwendung von Teebeutel und Dank vollelektronisch gesteuertem Heißwasserbereiter für die breite Masse kein Problem mehr. Natürlich war das nicht immer so einfach.

Tatsächlich sollte man die eigene Rezeptur am besten selbst herausfinden – wohl gibt es Richtwerte, was zum Beispiel die Menge der Teeblätter pro Tasse angeht, doch hier ist der eigene Geschmack gefragt. Ebenso muss man sich natürlich keine Vorschriften über die Zusätze machen lassen. Zucker, Milch, Zitrone, Rum, Sahne – erlaubt ist, was schmeckt!

„Wenn das Kaffee ist, dann bringen Sie mir bitte Tee – aber wenn das Tee ist, dann bringen Sie bitte Kaffee!“ (Abraham Lincoln) Wurde zu seiner Lebenszeit schon Tee aus Kaffeekannen in Flugzeugen gereicht?

Auf jeden Fall gibt es verschiedene „goldene Regeln“, zur Teezubereitung. Sie reichen vom Vorwärmen der Kanne bis zum Reinigen der Gefäße. Wie sinnvoll sie sind, muss jeder selbst entscheiden. Richtig ist sicher, dass eine für Tee genutzte Kanne nicht auch für Kaffee genutzt werden sollte, da man dann Tee mit Kaffeegeschmack erhält. Ebenfalls ist die Verwendung eines Tee-Eies nicht ratsam, da sich die Teeblätter in ihm nicht richtig entfalten können. Die Teeblätter sollten sich möglichst frei in der Kanne bewegen können.

Je Liter Wasser rechnet man 20 Gramm Tee (Deutsches Teebüro). Es kommt bei der Mengenangabe jedoch auch auf die Größe des Blattkorns an. Je feiner das Teeblatt, desto  größer ist die Oberfläche, über die die Inhaltsstoffe abgegeben werden können.

Bei der Zubereitung von grünem Tee sollte man nach dem Aufkochen des Wassers warten, bis es sich wieder auf ungefähr 90° – 60° Celsius abgekühlt hat. (Je zarter das Aroma, desto niedriger die Aufgusstemperatur). Erst dann überbrüht man die Teeblätter.

Teewasser

Ist das Teewasser für den Geschmack entscheidend? Für den gemeinen Teetrinker hört sich folgende Geschichte vielleicht etwas übertrieben an, doch Lin Yutangs erzählt in seinem Buch :“Mein Land und sein Volk“ von zwei Teekennern, die sich zu einer Teeprobe eingefunden haben: „Wo ist das Wasser her?“ fragte ich. „Huich’üan“, sagte er. „Mach dich nicht lustig über mich“, sprach ich wieder. „Wie soll denn Huich’üan Wasser den ganzen weiten Weg bis hierher getragen werden und bei dem Geschüttel seine Schärfe nicht verlieren?“ Da sprach Wenshui:“ Ich will dir nichts mehr vormachen. Wenn ich Huich’üan Wasser hole, dann grabe ich mir einen eigenen Brunnen und warte nachts, bis die Flut kommt. und erst dann hole ich es herauf. Unten auf dem Grund des Kruges lege ich Steinbrocken, und unterwegs lasse ich nur mit dem Wind segeln und niemals rudern. So bleibt das Wasser kräftig, ja es ist sogar besser als gewöhnliches Huich’üan Wasser, von anderen Brunnen ganz zu schweigen.“

Diese Wasserauswahl scheint heute doch etwas zu aufwendig. Doch es ist schon etwas wahres daran. Der Geschmack des Tees hängt nicht nur vom Tee selber ab, sondern auch vom Wasser, das zum Aufbrühen verwendet wird. So unterscheidet sich Tee, der mit weichem Wasser aufgebrüht wird, in Geschmack und Aroma von dem, der mit hartem, kalkreichen Wasser zubereitet wird. Letzteres macht ihn trübe und führt zur Bildung eines Häutchens. Die britische Königin zum Beispiel, ließ bei einem Staatsbesuch in Frankreich eigens schottisches Regenwasser mitführen!

Der Kalkgehalt lässt sich durch drei- bis fünfminütiges Aufkochen des Wassers mindern, gegen chlorhaltiges Wasser sind im Handel Filter erhältlich. Passionierte Teetrinker können im Handel sogar norwegisches Wasser zum Teekochen kaufen!

Wirkung

Die Ziehdauer hat nicht nur Einfluss auf den Geschmack des Tees, sondern auch auf seine Wirkung. Man kann mit ihr in Grenzen den Anteil an Gerbstoffen und Koffein steuern und erhält so eine anregende oder eine beruhigende Wirkung. Verschiedene Studien belegen dies, andere wiederum widersprechen dieser weit verbreiteten Meinung.

Die Hauptbestandteile des schwarzen Tees sind das Koffein (Tein) und die Gerbstoffe, ätherische Öle, Mineralien, Fluor und Spurenelemente.

(Deutsches Teebüro: Schulungsvortrag 13. Auflage)

Ziehdauer und damit verbundene Wirkung des Tees

Was hat die Ziehdauer für eine Auswirkung auf den Geschmack und die Wirkung?

Ziehdauer des Tees

 

 

 

 

 

 

weiß: anregend auf das Zentralnervensystem bei einer Ziehdauer bis 2,5 Min.
schwarz: beruhigend auf Magen und Darm bei einer Ziehdauer über 2,5 Min.

Die Angaben sind lediglich Richtwerte und gelten nicht für Aufgussbeutel, da die feineren Teepartikel im Beutel die Inhaltsstoffe schneller abgeben.

Kakuzo Okakura

Okakura Kakuzō

„Tee ist ein Kunstwerk und braucht eines Meisters Hand, um seine edelsten Eigenschaften zu offenbaren. Wir haben guten und schlechten Tee, wie wir gute und schlechte Gemälde haben – gewöhnlich schlechte. Es gibt kein einziges Rezept, den Tee vollendet zu bereiten, ebenso wie es keine Regeln gibt, einen Tizian oder Sesson zu malen..“

(Okakura Kakuzō 1922)