Teepflückerinnen und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen

Das Pflücken ist die anstrengendste und mühseligste Arbeit der Teeproduktion.. Für ein Kilogramm aufgussfertigen Tee benötigt man die vierfache Menge an frischen Teeblättern. Die Teepflückerinnen – meistens sind es Frauen – gehen in genau festgelegten „Pflückrunden“ über die Plantage. Gepflückt wird mit der Hand, anschließend wirft sie die Teeblätter in den Korb, der an einem Band über der Stirn befestigt ist. Das Gelände ist oft sehr steil und die Teesträucher stehen dicht beieinander.

„Warum pflücken hier eigentlich keine Männer?“ Auf diese Frage lacht der Manager des Teegartens, der mich durch die Plantage führt. „Männer sind zu faul und außerdem pflücken sie eine schlechtere Qualität!“ Na prima – so ist die Tradition. Die Männer sind hauptsächlich in der Fabrik beschäftigt. Auf den Plantagen sieht man sie nur als Aufseher und bei Instandhaltungs- und Pflegearbeiten. (Interview mit Mr. M. B. Chamling, Goomtee Tea-Estate am 14. o3. 1996)

In der Hierarchie kommen nach den Pflückerinnen die Aufseher, die aufpassen, dass kein Teestrauch beim Pflücken vergessen wird. Jeder Aufseher überwacht die Arbeit von fünf bis zehn Pflückerinnen. Auf der nächsten Stufe steht der oberste Aufseher des Pflücktrupps. Er kennt die Plantage genau und weiß, wo gerade gepflückt werden muss. Diese Aufseher unterstehen dem Plantagenleiter.

Doch zurück zu den Teepflückerinnen. Ihr Arbeitstag auf der Plantage, die ich besuchte, beginnt um 7.30 Uhr. Eine Sirene zeigt dies an und der Zug der Pflückerinnen und Aufseher setzt sich in Bewegung. Um 12 Uhr ist nach dem Wiegen der gepflückten Teeblätter in der Fabrik Mittagspause. Am Nachmittag wird von 13 bis 16 Uhr auf der Plantage gearbeitet.

Das Verhältnis zwischen Aufseher und Pflückerinnen ist jedoch, zumindest auf den von mir besuchten Plantagen, relativ freundschaftlich. Allerdings gibt es auch Plantagen, auf denen das nicht so ist. Hier nützen die Aufseher ihre Position aus.

Der Lohn der Arbeiterin hängt vom Gewicht der gepflückten Teeblätter ab. Eine gute Pflückerin erntet am Tag bis zu 30 kg Teeblätter. Das entspricht etwa 30 000 Schößlingen der Assampflanze!

Plantation Labour Act

In Indien gibt es seit 1951 ein Gesetz, das die Arbeitsbeziehungen und die sozialen Leistungen für die Plantagenarbeiter/-innen regelt, sowie eine Registrierung der Plantagen vorschreibt. Dieses Gesetz gilt nicht nur im Teesektor, sondern für alle Plantagen in Indien.

soziale Leistungen, die durch das Gesetz geregelt sind:

  • Einhaltung eines Mindestlohnes – er liegt im Moment bei etwa einer Mark pro Tag
  • geregelte Arbeitszeiten
  • Festlegung der Hierarchie auf der Plantage
  • jeder Arbeiter erhält eine gewisse Menge Reis
  • das Recht auf der Plantage kostenlos zu wohnen, wobei der Mindeststandard der Unterkünfte festgelegt ist
  • Schaffung und Instandhaltung sanitärer Einrichtungen
  • freie medizinische Versorgung
  • Kindergarten und Schulausbildung für die Kinder

 

Große Teegärten haben eigene Schulen, Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen, während Arbeiter und Arbeiterinnen kleinerer Teegärten die Einrichtungen anderer Gärten mitbenutzen.

die Arbeit auf der Plantage beginnt mit 18 und endet mit dem 58. Lebensjahr

das Recht auf der Plantage zu arbeiten, kann der Arbeiter oder die Arbeiterin an ein Kind „weitervererben“; somit erhält man sich das Wohnrecht bis zum Lebensende

Diese Bedingungen werden allerdings nicht auf allen Plantagen eingehalten, obwohl der Plantation Labour Act Kontrollinstanzen nennt, die die Einhaltung überwachen müssen. So gibt es Plantagen, die als vorbildlich gelten und solche, auf denen noch nicht einmal für die Wohnungen gesorgt ist, geschweige denn ein Mindestlohn bezahlt wird.