Weltproduktion

Im Jahr 2010 wurden rund 4.066.596 Tonnen Tee in den Anbauländern produziert (dt. Teeverband).  Rund 18000 Tonnen davon wurden in Deutschland verbraucht.
Doch was passiert mit dem Tee, wenn er die Teefabrik im Erzeugeland verlässt?

Teetester: Teeverkostung, Tea Tasting

Vom chinesischen Kaiser Hui-Tsung (1101-1126) heißt es, dass er seine Minister köpfen ließ, wenn sie nicht mindestens 25 Teesorten am Geschmack erkennen konnten!

Ein heutiger, guter Teetester erkennt mehr als 40 Schwarzteesorten. Die Ausbildung zu seinem Beruf dauert etwa fünf Jahre. Er verkostet und beurteilt 200 bis 300 Tassen Tee pro Tag . Während der Hochsaison können es auch schon einmal 600 Tassen sein!

Der Tee wird aber nicht nur einmal getestet. „Teststationen sind:

  • nach der Herstellung im Teegarten
  • vor der Auktion vom Auktionator und den potentiellen Kunden
  • beim Teepacker

Für die Teegärten ist die Verkostung durch den Teetester im Auktionshaus von besonderer Bedeutung. Hier wird nicht nur der Mindestpreis festgelegt, gute Auktionshäuser zeichnen sich dadurch aus, dass der Teeverkoster während seiner Prüfung eventuelle Fehler der Pflückung und der Verarbeitung herausfindet. Diese Fehler werden den Teegärten mitgeteilt. Gleichzeitig werden Qualitätsverbesserungsvorschläge gemacht. So kann kontinuierlich die Qualität erhöht und der Preis gesteigert werden.

Das Teatasting findet in einem eigens dafür eingerichteten Raum statt. Es hat nichts mit Tee trinken zu tun, der Tee wird vielmehr mit vier Sinnen geprüft:

  • Geruchsinn
  • Geschmacksinn
  • Sehsinn
  • Tastsinn

Die Verkostung spielt sich nach internationalen Regeln ab. Um einheitliche Proben zu erhalten, wird zunächst 2,8 Gramm Tee (das ist das Gewicht eines alten englischen Sixpenny-Stückes) mit 140 ml Wasser aufgebrüht. Die Ziehzeit beträgt fünf Minuten. Man benutzt einheitliche Testsets aus weißem Porzellan, die aus einer Tasse mit Deckel und einer Schale bestehen.

Nach der Ziehzeit, die häufig mit einer Sanduhr gemessen wird, schüttet man den Tee von der Tasse mit dem Deckel in die Schale. Der Deckel hält dabei die Teeblätter zurück. Anschließend werden einige der aufgebrühten Blätter zur Prüfung in den Deckel gelegt, dieser kommt umgekehrt auf die Tasse zurück. Zum vollständigen Test gehört auch eine Probe des noch nicht aufgebrühten, trockenen Tees.

Teeverkostung durch den Teetester

Teeverkostung durch den Teetester

Der Teetester beurteilt nun die Beschaffenheit und den Geruch des trockenen und des aufgegossenen Teeblattes. Anschließend die Farbe und das Aroma der Infusion. Der Tee wird dazu mit einem schlürfenden Geräusch in den Mund gezogen und anschließend in den Spitun (Spucknapf) ausgespuckt.

Farbabstufungen verschiedener Tees

Natürlich ist es schwierig, einen Tee zu bewerten – der eigene Geschmack ist schließlich nichts wirklich Definierbares. Der Teetester kann aber die Witterung, die Höhenlage, den Boden, den Zeitpunkt der Ernte und die Art der Verarbeitung „herausschmecken“. Für die Beurteilung des Teetesters, die von einem Schreiber festgehalten wird, gibt es Bewertungskriterien (Terms), die die Beschreibung vereinheitlichen. Sie sind unterteilt in:

  • Begriffe, die das Aussehen des trockenen Teeblattes beschreiben
  • Begriffe, die die Teeblattinfusion beschreiben
  • Begriffe, die die Teeflüssigkeit beschreiben

Alle diese Kriterien aufzuzählen, würde zu weit führen, daher möchte ich hier nur eine kleine Auswahl aus dem CTTA Tea Digest vorstellen. Sie sind in englischer Sprache und nicht immer ganz leicht zu übersetzen:

trockenes Blatt:

ATTRACTIV einheitlich in der Farbe, Größe und Textur

BLACK gut geerntetes und sorgfältig verarbeitetes Blatt

BOLD Teile von Blättern, die zu groß für ein Blattgrad sind

CLEAN ohne Stengel und Staub

DUSTY Blatt-Tee enthält kleinere Partikel

FIBRE übermäßig viele Stengel

PULVERISED Dust enthält zermahlene Stengel

SANDY enthält Sand

WELL TWISTED gut gerolltes Blatt

aufgebrühtes Blatt:

BRIGHT leuchtend und saubere Farbe, zeigt oft einen guten Tee an

EVEN einheitliche Farbe

GREEN zu kurze Welk-, Roll-, oder Fermentationsphase

MIXED mehr als eine Farbe

Teeflüssigkeit

COARSE unangenehmer Geschmack

CONTAMINATION hat einen Beigeschmack

DRY mit zu hoher Temperatur getrocknet

FRUITY negativer fruchtiger Geschmack durch Bakterienbefall

SMOKEY rauchig, bedingt durch undichtes Trocknungsgerät

THIN, WEAK Verdünnte Infusion aus schlechtem Material hergestellt

Die Teetester, die das Mischungsverhältnis eines Blends bestimmen, sichern den gleichbleibenden Geschmack, den die Kunden erwarten. Da das Aroma eines Tees von Ernte zu Ernte unterschiedlich ist, werden verschiedene Tees zu einem Blend gemischt, dessen Geschmack dann immer exakt gleich ausfällt.

Die Teebörse

Nachdem der Tee gepflückt, verarbeitet und in Kisten verpackt worden ist, wird er in der Regel wöchentlich verkauft. Der weitaus größte Teil wird auf der für das Anbaugebiet zuständigen Teebörse angeboten. Dies gilt auch für die Tees, die in dem jeweiligen Erzeugerland selbst getrunken werden. Für den Tee aus dem Nordosten Indiens, also auch für den Darjeeling ist Kalkutta der Handelsplatz. Neben der Börse in Colombo (Sri Lanka) ist hier die größte Teeauktion der produzierenden Länder.

Ein kleiner Teil geht direkt von der Plantage an einen Teeimporteur oder -packer. Meistens handelt es sich hierbei um besondere Qualitäten, die nur in kleinen Mengen zur Verfügung stehen.

Wird der Tee über die Auktion verkauft, so gelangt er zu einem als Auktionator zugelassenen Makler – auch „Broker“ genannt. Dieser hat die Aufgabe, die zu einer Auktion angebotenen Tees zusammenzustellen, deren Qualität zu ermitteln und einen Mindestpreis festzulegen. Zusammengestellt wird der Tee nach Blattgrad und Anbaugebiet oder Teegarten zu sogenannten Lots.

Um die potentiellen Käufer über den Tee zu informieren, schickt der Makler Proben des zur Auktion angebotenen Tees sowie einen Auktionskatalog an alle im Auktionshaus registrierten Kunden. Der Katalog gibt Auskunft über die Menge, die Herkunft, den Blattgrad und das Herstellungsdatum des angebotenen Tees.
Ungefähr sechs Wochen nach dem Pflücken wird der Tee schließlich während einer Auktion verkauft.

In Kalkutta wird an zwei Tagen in der Woche versteigert. Es gibt unterschiedliche Auktionen für CTC-Tees, Darjeeling, orthodoxe Tees und Dust.

Während der Versteigerung werden zwei bis drei Lots pro Minute versteigert, jedes Lot enthält ungefähr 40 Kisten mit je 40 kg Tee.

Die Versteigerung läuft nach einem genauen Zeitplan ab, geboten wird in Kalkutta durch Handzeichen und Zuruf.

Der Tee wird meistbietend versteigert. Bei großen Partien sind auch Käufe mehrerer Bieter möglich, die die Menge dann unter sich aufteilen.

Mischungen – Blends

Da die Mehrheit der Verbraucher ein immer gleichbleibendes Aroma von ihrer „Lieblingsmarke“ erwartet, kommt der meiste Tee als Blends (Mischungen) auf den Markt. Hier werden verschiedene Teesorten zusammengemischt, um die Aromaschwankungen, der eine einzelne Teesorte naturgemäß unterliegt, auszugleichen.

Je größer der Umsatz eines Blends ist, desto mehr Sorten werden vermischt. Einer der größten Packer unterteilt den Tee in fünfzehn charakteristische Qualitätsgruppen. Um auszuschließen, dass eine bestimmte Gruppe zu viel Einfluss auf das Endprodukt erhält, werden acht Bestandteile von jeweils 24 Sorten vermischt, so dass 192 Sorten entstehen. Es wird darauf geachtet, dass eine Sorte nicht mehr als ein Prozent des Endprodukts ausmacht. So lassen sich große Mengen gleicher Zusammensetzung herstellen, und der Austausch einer Sorte durch eine andere hat kaum eine Auswirkung auf das Endprodukt. (Hesse 1979, S.63)

Produktion und Export wichtiger Tee-Erzeugerländer in Asien

Die größten Erzeugerländer sind nicht unbedingt auch die größten Exporteure von Tee. Die afrikanischen und lateinamerikanischen Produzentenländer exportieren beinahe ihre gesamte Teeproduktion, während viele Anbauländer in Asien den größten Teil selbst konsumieren.

Entwurf nach Zahlenmaterial des Tea Board of India 2003

ausgewählte Teeproduzenten – jährliche Produktion und Export

Entwurf nach Zahlenmaterial des Tea Board of India 2003

Aus den produzierenden Ländern kommt der größte Teil des Tees heute mit großen Containerschiffen nach Europa und Amerika. Die VIPS des Tees, wie zum Beispiel der erste First Flush aus Darjeeling, auf den Teegenießer in Europa schon sehnsüchtig warten, werden zum Teil mit dem Flugzeug transportiert. Das lässt die Transportzeit natürlich um einiges schrumpfen, was vom Preis allerdings nicht gerade gesagt werden kann. Dafür kann Tee, der heute in Darjeeling geerntet wird, bereits nach drei Tagen in Europa oder Amerika getrunken werden!

Die ersten Teehändler, die Tee nach Europa brachten, waren die Araber. Sie transportierten neben Gewürzen, Weihrauch und Seide seit dem 9. Jahrhundert auch grünen Tee – teils über den Landweg, teils auf dem Seeweg. Der Tee, der auf dem Landweg gebracht wurde, war geschmacklich besser. Durch den langen Transport in den feuchten Schiffsbäuchen nahm der Tee einen leicht modrigen Geschmack an, und somit war der erzielte Preis nicht so hoch.

Trotzdem konnte man sich mit dem Teehandel ein ordentliches Vermögen anhäufen. Über Heinrich Schliemann heißt es beispielsweise, dass er den Baumwollhandel aufgab, da er zu teuer wurde. Statt dessen begann er mit Tee zu handeln. So verdiente er einen Teil seines Millionenvermögens und hatte genügend Kleingeld, um Troja ausgraben zu lassen.

Teeklipper

In früheren Zeiten, als man noch nicht an Flugzeuge und dieselgetriebene Containerschiffe dachte, fuhren Segelschiffe den langen Weg von den Erzeugerländern zu den Verbrauchern in Europa und Amerika. Da die britische Ostindien-Kompanie das Monopol auf den Teehandel hatte, spielte Zeit keine Rolle. Die großen, schwerfälligen Indiamanen, wie die Schiffe genannt wurden, hatten alle Zeit der Welt, um die westlichen Häfen anzulaufen.

Teeklipper "Flying Cloud" – James E. Buttersworth

Als 1834 das Monopol aufgehoben wurde, trat die Konkurrenz auf den Plan. Amerikanische Bootsbauer entwickelten kleine, wendige und viel schnellere Schiffe, die sogenannten Teaklipper. Klipper bedeutet soviel wie Abschneider oder Durchschneider. Tatsächlich durchschnitten sie die Wellen mit ihrem messerscharfen Bug.

Da mit dem ersten Tee der Saison auch früher schon eine Menge Geld zu verdienen war, entwickelte sich ein regelrechter Wettkampf um die schnellsten Schiffe. In den 15 Jahren des Klipperbaus wurden mehr als 500 Schiffe dieses Typs gebaut.

Ein wahrer Geschwindigkeitsrausch packte die britischen und amerikanischen Händler. Während herkömmliche Segelschiffe selten mehr als 6 Knoten schafften, brachten es die schnellsten Schiffe, wie die „Sovereign of the Seas“ und die „Flying Cloud“ auf über 20 Knoten und wurden so zu den schnellsten Segelschiffen aller Zeiten. Man überließ die Schiffsbauerei nicht mehr dem Zufall, sondern nutzte die Erkenntnisse der Physik und Mathematik. Es wurden Logbücher ausgewertet, um die günstigsten Seefahrtswege herauszufinden – Schnelligkeit war nun eine Frage der Ehre und natürlich des größeren Verdienstes. „Wir müssen den Wettkampf gegen unseren gewaltigen entfesselten Gegner aufnehmen“, schrieb die Londoner Times in dieser Zeit.

Am berühmtesten ist das 1866 gefahrene „Great Tea Race“ geworden. Sechzehn Schiffe kämpften um den Sieg. Nach spannenden 99 Tagen und 13 200 Seemeilen hatten die ersten beiden Schiffe einen zeitlichen Abstand von gerade einmal acht Minuten! Da das Schiff, das als erstes in London eintraf wegen Niedrigwasser nicht am Dock anlegen konnte, gewann die „Taeping“, die geringeren Tiefgang hatte, das Rennen. Der Preis wurde allerdings unter den beiden Schiffen aufgeteilt. Das nächste Schiff lief erst am folgenden Abend ein.

Als 1869 der Suezkanal eröffnet wurde, war die Zeit der Teeklipper beendet, da durch den Kanal nur Dampfschiffe fahren konnten. Es dauerte aber noch viele Jahre, bis die neuen Dampfschiffe die Geschwindigkeit der Klipper erreichten.

multinationale Konzerne

Der Weltmarkt für Tee wird von wenigen Handelsriesen beherrscht. Der Teemarkt in den kapitalistischen Industriestaaten wird von fünf Tee-Multis kontrolliert:

BROOKE BOND (Unilever); das Unternehmen hat ein weltweites Handels- und Verteilernetz und besitzt Plantagen oder Anteile in den folgenden Ländern: Indien, Pakistan, Sri Lanka, Kenia, Tansania, Malawi.

LIPTON’S (Unilever); wurde 1871 von Thomas Lipton gegründet und durch das Ausschalten des Zwischenhandels, sowie den Aufbau einer eigenen Einzelhandelskette (Lipton Shops) groß.

LYONS TETLEY TEA (Allied Breweries); 1894 eröffnet Josef Lyons in London seine erste Teestube, der bald weitere in anderen Städten Englands folgten.

TWININGS (Associated British Foods); Thomas Twinings eröffnete um 1705 ein Coffe House in London. Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts stieg die Firma auch ins Teegeschäft ein.

Typhoo (Cadbury’s) handelt vor allem mit billigen Qualitäten (Fannings). Seit Beginn der sechziger Jahre gehörte es zu Schweppes. Die Tonic-Water-Firma wurde aber 1969 vom Schokoladen-Magnaten Cadbury’s geschluckt. (NEUBERGER 1993, S.84)

Es wird geschätzt, dass 85% der gesamten Welt-Tee-Exporte durch multinationale Konzerne verkauft werden.

Ihre Macht ist ein einflussreicher Faktor auf allen Teeauktionen. Ihr Kaufverhalten bestimmt maßgeblich die Preisentwicklung, sowie die Nachfrage nach bestimmten Teequalitäten. Sie entscheiden damit über das Auf und Ab ganzer Volkswirtschaften.

Da sich, bis auf wenige qualitätsbewusste Konsumentenländer, weltweit eine ständige Verflachung und Angleichung der Teequalitäten beobachten lässt, sind viele Tees auf dem Weltmarkt untereinander austauschbar geworden. Dies bietet den Konzernen die Möglichkeit, einzelne Produzentenländer gegeneinander auszuspielen.

Die indische Regierung wollte durch gesetzliche Maßnahmen seine Teeausfuhren begrenzen und einen Mindestexportpreis festlegen, um den Preis auf einem rentablen Niveau zu halten. Die Konzerne deckten daraufhin ihren Bedarf in Afrika und hielten sich auf indischen Auktionen zurück, so dass 1985 noch nicht einmal die für den Verkauf vorgesehene Teemenge auf indischen Auktionen verkauft werden konnte. Ende 1985 beugte sich die indische Regierung dem „freien Spiel der Kräfte“ und zog ihre Maßnahmen zurück.

Abhängigkeit der Produktionsländer

Da sich viele der Teeproduktionsländer unter dem Einfluss ihrer ehemaligen Kolonialherren auf wenige Exportgüter, oft sogar nur auf den Tee, spezialisiert haben, sind sie extrem vom Weltmarktpreis abhängig. Sinkt er, so fehlen wichtige Deviseneinnahmen, die sie z. B. zum Kauf von Gütern aus den Industrieländern benötigen.

Die Rohstoffpreise und somit auch die Teepreise, schwanken sehr stark. Sie unterliegen außerdem noch Spekulationen (z. B. Warentermingeschäften), die den Weltmarktpreis noch unberechenbarer machen.

Die meisten Teeproduktionsländer gehören zu den „Entwicklungsländern“. Sie liefern vor allem Rohstoffe an die Industriestaaten Von den Industrienationen erwerben sie Industrieprodukte. Die Preise für Industrieprodukte steigen in den letzten Jahren aber viel schneller, als die für Rohstoffe. Der Kaufkraftverlust, der durch das sinkende reale Austauschverhältnis (Terms of trade) entsteht wird in den meisten Entwicklungsländern auf die unteren Bevölkerungsschichten abgewälzt. Das bedeutet: steigende Preise bei gleichbleibenden Löhnen – kurz Inflation.

Verschlechterung der Austauschverhältnisse im Teehandel

1972 benötigte Sri Lanka den Erlös von 5 Tonnen Tee, um einen Traktor zu importieren.

1982 musste für ein Traktor gleichen Typs der Erlös von 13 Tonnen aufgebracht werden.

Dieses Realaustauschverhältnis zwischen exportierten und importierten Gütern nennt man Terms of Trade.

Bild

In den Anbauländern werden immer mehr Flächen für die Produktion des Luxusgutes Tee verbraucht. Dieser Boden fehlt zur Produktion von Lebensmitteln, die eigene Lebensmittelversorgung ist gefährdet, und viele Länder müssen daher Nahrungsmittel teuer im Ausland kaufen.

Sinken die Exporteinnahmen, steigern die Teeproduzenten ihre Anbaumenge. Dadurch steigt das Tee-Angebot auf dem Weltmarkt und der Preis fällt weiter.

Der Teepreis

Der Chinese Lin Yutang schrieb in seinem Buch „Mein Land und sein Volk“ über den Teepreis folgendes: „Im Trinken sind wir übrigens mäßig, vom Tee abgesehen… Es ist eine Sitte, die durch das ganze Volk geht, und sie hat keine nachteiligen Folgen, es sei denn in jenen ganz seltenen Fällen, von denen in meiner Heimat die Rede war, wo sich dem Vernehmen nach ein paar Leute bankrott getrunken haben. So etwas kann nur mit besonders teurem Tee vorkommen, in der Regel aber ist der Tee billig, und selbst diese gewöhnlichen Sorten sind in China noch so gut, dass der Prinz damit zufrieden sein könnte.“

Als der Tee in Europa eingeführt wurde, war er das Getränk der oberen Zehntausend und als Luxusgut für den Durchschnittsmenschen unerschwinglich. Die Kaufleute, die ihn aus den fernen Ländern brachten, schlugen ihn bisweilen mit einem Gewinn von über tausend Prozent wieder los! Dies änderte sich allerdings schon bald. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war Tee zum Volksgetränk geworden und wurde nach Wasser zum beliebtesten und billigsten Getränk der Welt.
Der Preis pro Tasse Tee in Deutschland liegt heute bei 4 Cent für eine mittlere Qualität. Hinzu kommen noch Kosten für Wasser und Energie.

Teepreis und Teemenge

je Tasse 1 Teelöffel Tee = 2 Gramm

je 1 Liter Tee = 10 Tassen = 20 Gramm

je 500 Gramm Tee = 250 Tassen

Bei einem Verkaufspreis von 10 € je 500 Gramm

kostet eine Tasse Tee 4 Cent.

Im Vergleich:

500 Gramm Tee ergeben 250 Tassen Tee

500 Gramm Kaffee ergeben 80 Tassen Kaffee

 

In der Regel erzielen gute Teesorten einen höheren Preis als schlechtere, so dass der Preis auch ein Indikator für Qualität sein kann. Jedoch können Ernte- oder Marktsituationen, aber auch Verbraucherpräferenzen zu unterschiedlichen Preisen für das gleiche Produkt führen.

Die Zusammensetzung des Einzelhandelspreises für Tee ist kaum zu ermitteln. Fachleute schätzen, dass die Teepflückerin etwa ein Hundertstel erhält und dass insgesamt gut ein Zehntel des Ladenpreises von herkömmlich gehandeltem Tee im Erzeugerland bleibt.

Wer verdient wie viel am Tee?

Pflücklohn für 4 kg frische Teeblätter
(ergeben 1 kg Tee)
0,30 €
Verarbeitung des Tees, Unterhaltung der Plantage
1,70 €
Abgaben an staatliche Teebehörde,
Exportsteuer und Mehrwertsteuer
0,50 €
Zwischensumme
2,50 €
Transport Colombo (Sri Lanka) – Bremen
0,40 €
Mischen und Verpacken, Handelspanne und Gewinn
18,65 €
Mehrwertsteuer
3,45 €
angenommener Verkaufspreis
25,00 €

 

alternativer Teehandel

Dritte-Welt-Läden, Aktions- und Solidaritätsgruppen bieten Tee an, der unter Umgehung der großen Handelskonzerne aus bestimmten Ländern direkt importiert wird.

gepa (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH)

„Die gepa bezieht ihre Tees zu einem fest vereinbarten Preis direkt über die Plantagen. Damit ist ein stabiles, von den Schwankungen des Weltmarktes unabhängiges Einkommen gesichert. Dazu kommt ein Aufschlag von 2,50 DM pro Kilogramm Tee, der in einen gesonderten Fond für Sozialmaßnahmen eingezahlt wird. Über die Verwendung dieser Mehrpreiszahlungen entscheidet ein paritätisch zusammengesetztes Komitee aus Vertretern der Arbeiter und des Plantagenmanagements. Für ökologisch angebauten Tee zahlt die gepa darüber hinaus einen „Bio-Aufschlag“ von 0,50 DM pro Kilogramm.

Im Gegensatz zu kommerziellen Teehändlern lässt die gepa grundsätzlich alle ihre Tees im Herkunftsland verpacken und – im Falle von Blends – auch mischen. Damit bleibt ein größerer Teil des Mehrwerts in der Hand der Produzenten und es werden zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Besonderer Wert wird auf die Förderung des ökologischen Landbaus gelegt, und zwar nicht nur aus Gründen des Verbraucherschutzes: Ökologischer Anbau schützt die natürlichen Ressourcen und die Gesundheit der Teearbeiterinnen und -arbeiter; außerdem können durch den arbeitsintensiveren Anbau mehr Arbeitskräfte beschäftigt werden. Alle gepa-Tees werden von unabhängigen Prüflabors auf Rückstände kontrolliert, die Rückstandsanalysen können bei gepa angefordert werden.“ (Informationsblatt: Die Gepa informiert)

Neben der Förderung des ökologischen Anbaus auf den von der gepa unterstützten Plantagen stehen Projekte wie der Bau von Schulen, Gemeinschaftszentren, der Erwerb von Milchkühen zur Verbesserung der Ernährungssituation, Renovation der Wohngebäude. Die Projekte werden nicht einfach von gepa verordnet, vielmehr entscheidet ein aus dem Management und Vertretern der Arbeiterinnen und Arbeiter gebildetes Komitee über die Verwendung des Geldes.