Tee ist heute, nach dem Wasser, das am weitesten verbreitete Getränk der Welt. Das war natürlich nicht immer so, denn als der Tee in Europa eingeführt wurde, war hier der Alkohol in Form von Bier, Wein und Schnaps das gängigste Getränk. Man trank ihn schon in aller Morgenfrühe als Biersuppe, und auch mittags und zur Nacht galt das „flüssige“ Brot als ein Hauptnahrungsmittel. Von 1552 ist aus England der durchschnittliche Verbrauch von drei Litern Bier pro Tag und Kopf – einschließlich der Kinder – überliefert!
Die Engländer zählten sich zunächst zu den Kaffeetrinkern. Der Ostindien Kompanie gelang es dann aber, „ein Volk potentieller Kaffeetrinker in eine Nation von Teetrinkern zu verwandeln, und das binnen weniger Jahre.“
Als 1662 der britische König Charles II die portugiesische Prinzessin Katharina von Bragaza ehelichte, hielt der Tee auch am Londoner Hof Einzug. Die Prinzessin, selbst leidenschaftliche Teetrinkerin, brachte die londoner Lords und Ladies dazu, vom Alkohol, der bisher morgens, mittags und abends getrunken wurde, Abstand zu nehmen und fortan zu diesen Anlässen nur noch Tee zu trinken.
Die in England bis dahin weit verbreiteten Kaffeehäuser verkauften nun hauptsächlich Tee. König Charles, der die Begeisterung seiner Frau für Tee nicht unbedingt teilte, erhob eine Steuer auf die Einfuhr von Tee und erließ ein Gesetz, das die weitere Ausbreitung von Teegärten und Kaffeehäusern verbat. Er nannte die Teegärten „die Brutstätte missliebiger politischer Ideen“, was die gesellschaftliche und soziale Bedeutung, die die Kaffeehäuser mittlerweile inne hatten, verdeutlicht. Das Gesetz führte zu einem riesigen Protest der Teetrinker und es geschah etwas, was in der bisherigen englischen Geschichte unmöglich erschien und noch nie da gewesen war – der König musste sein eben erlassenes Gesetz zurücknehmen.
Im 19. Jahrhundert wurde Tee zu jeder Gelegenheit getrunken. Die erste Tasse morgens im Bett, dann zum Frühstück, Low-Tea, der berühmte Five-o’clock-Tea und der Höhepunkt des englischen Familienlebens, der High Tea am Abend.
Ein anderes Kapitel in der nicht ganz gesetzestreuen Geschichte des Teehandels wurde bei den Engländern die „Adulteration“ genannt. Vornehm könnte man es als „Verfälschen“ übersetzen, manch einer spricht auch einfach von „himmelschreiender Pfuscherei“. (Hesse 1997, S.37) Da Tee ein bedeutendes Handelsgut geworden war und man eine Menge Geld damit verdienen konnte, machte sich manch einer daran, Tee zu Hause zu ernten. Nun könnte man fragen – wie war das möglich, in einem Land mit einem solch teeanbaufeindlichen Klima wie England? Kein Problem! Man fälle eine Esche, Schlehdorn erfüllt den gleichen Zweck, sammle die Blätter ein, mische noch etwas Sägemehl und Schießpulver darunter, und fertig ist die grüne Teemischung. Diese Teeherstellung nahm solch gigantische Ausmaße an, dass ganze Eschenwälder der Produktion zum Opfer fielen und ein Gesetz von 1777 solche „Teeherstellung“ mit einer Strafe von 5 Pfund pro Pfund Tee belegte, oder wahlweise 12 Monate Gefängnis.
Eine nette Geschichte wird über einen alten Landstreicher erzählt. Er sammelte am Stadtrand von Brüssel Unkraut und wurde daraufhin angesprochen, was er mit dem ganzen Unkraut denn vor habe. „Das ist kein Unkraut, das ist Tee für die Engländer“ erwiderte der Landstreicher.