Um die „Erfindung“ des Tees als Getränk ranken sich die unterschiedlichsten Legenden und Vermutungen. Eine möchte ich hier kurz zusammengefasst wiedergeben:
Der chinesische Kaiser Shên Nung gehörte zu den drei Erhabenen, die als Erfinder aller Künste und Handwerke gelten. Er kümmerte sich besonders um die Bearbeitung des Bodens, weshalb er auch als göttlicher Ackerbauer in die chinesische Geschichte einging. Außerdem verfasste er ein klassisches Medizinbuch, beherrschte sowohl die Kunst Gold zu machen als auch die Rezeptur einer Unsterblichkeitspille. Alles Dinge, die für einen echten, göttlichen Kaiser damals wohl zum alltäglichen Repertoire gehörten. Neben diesen wundervollen Fähigkeiten hatte der Kaiser vor allem ein Hobby. Er reiste für sein Leben gerne, um sein Volk zu besuchen oder, um sich die Zeit zwischen dem Goldmachen mit Jagen zu vertreiben.
So geschah es dann auch im Jahre 2737 vor Christus, dass er während einer seiner Reisen die Entdeckung des Teekochens machte. Wie sich das für einen erfahrenen Reisenden gehört, trank er nur abgekochtes Wasser, was übrigens wohl jedem Asienreisenden auch heute noch der Gesundheit zuliebe zu raten wäre.
Jedenfalls, während das Wasser so im Kessel dahinbrodelte, fielen einige Blätter von einem Baum hinein, worauf sich das Wasser goldgelb verfärbte und herrlich zu duften begann.
Es gibt viele Erzählungen über die Entdeckung des Tees, die jedoch alle irgendeinen kleinen Haken haben. So gab es beispielsweise um 2700 vor Christus gar kein chinesisches Einheitsreich, wofür ein Kaiser notwendig gewesen wäre, und es ist wohl auch fraglich, ob frische, grüne Teeblätter einen derart köstlichen Trunk ergeben könnten. Doch jede Kultur lebt von Mythen und Legenden, auch die Teekultur.
Doch nicht alle liebten den Geschmack des Tees. Chang Hua beispielsweise, seines Zeichens Schriftsteller, lebte zwischen 232 und 300 nach Christus und konnte über den Tee überhaupt nichts Gutes berichten. Er schrieb ein Buch mit dem Titel „Nahrung, die man vermeiden sollte“. In einem Kapitel warnte er vor der „schlafverscheuchenden“ Wirkung des Tees.
In jener Zeit galt Tee vor allem als Medizin und wurde zur Verdauungsförderung, zur Beruhigung und als Mittel gegen Rheumatismus eingesetzt. Viele Jahre später schrieb der niederländische Arzt Dr. Cornelius Dekker (1647 – 1685) in seinem Buch, das über den Gebrauch und Mißbrauch von Tee handelte: „Tee kann einen Menschen, der beinahe am Ende seiner Kräfte ist und gleichsam den einen Fuß bereits im Grabe hat, neue Kraft und neues Leben geben.“ Nach ausreichendem Teegenuß fühlt sich der Mensch „wacker, lustig, stark, fröhlich und voll Kraft.“ Für ausreichend hielt Dekker allerdings erst die bescheidene Menge von etwa fünfzig Tassen täglich. Gegen mehr war eigentlich auch nichts einzuwenden. Erst bei zweihundert Tassen sah er ein von der Natur gegebenes Limit!